Selfcare für agile Teams: Scrum Master


Wer sorgt sich um die Scrum Master?

  • Die Developer? Nur wenn man arg Glück hat. Und: Außer man fragt direkt danach.

  • Das Management? Nö, hier ist es dasselbe.

  • Man selbst? Nö, nie. Außer man fragt sich explizit selbst, was man braucht…weil man ist so beschäftigt dauernd zu fragen, was Andere brauchen!

Also: Wir müssen herausfinden was wir selbst benötigen und dann Andere direkt darauf ansprechen.

Ich mache ein ganz einfaches Beispiel:

Ich hatte 3 Dailies hintereinander: 11 Uhr, 11.30 und 12 Uhr (also: Daily Scrum Meetings, die Basics wie wir Scrum machen kannst Du hier nachlesen und mehr Lesestoff dazu auf scrum.org).

Aus verschiedenen Gründen dauerte das Daily, obwohl es nur max. 15 Minuten dauern sollte, oft länger. Die Konsequenz für mich: ich musste manchmal – ohne Pause – mein Gehirn von einem Projekt auf das andere einstellen. Und sofort voll da sein.

Alle weiteren Beteiligten (externe POs, Developer) wussten, dass es eigentlich besser wäre,

  • wenn das Daily kürzer ist und

  • nicht für inhaltliche Klärungen genutzt wird,

die an anderer Stelle sinnvoller aufgehoben wären, z.B. im Sprint Planning, oder im Backlog Refinement, oder in einem extra Termin dafür. Trotzdem haben sie selbst kaum darauf geachtet.

Im Gespräch mit meinem Vorgesetzten bat ich um seine Meinung dazu, die Daily-Termine zu verlegen bis erreicht ist, dass die Dailies kürzer sind. Damit ich – bis es soweit ist – nicht darunter leiden muss. Mein Vorgesetzter fragte zurück: “Hast du ihnen das eigentlich mal erzählt? Dass der Kontext-Switch für dich zu hart ist, wenn der eine Termin direkt in den anderen übergeht?”

Nein. Musste ich zugeben. Um etwas bitten, das nur für mich war? Nie.

Da ist mir ein Licht aufgegangen.

In der nächsten Sprint Retro (Sprint Retrospective erklärt und viele schöne Ressourcen dazu auf scrum.org) habe ich das dann formuliert. Und die Reaktion aus den Teams war toll: 😊 Sie haben jetzt auch selbst darauf geachtet, dass das Daily nicht zu lange dauert. Wir hatten also alle etwas davon: Die Dailies waren kürzer, wurden besser genutzt und ich hatte keine brutalen Kontext-Switches mehr.

Das war so einfach. Und doch so schwer.

Diese Scrummasterei dreht sich immer so viel um Andere. Und erst ziemlich spät hab ich gelernt, dass:

man sich selbst auch ernster nehmen muss und sich zuhören…weil dann tun es auch die Anderen.

Dieser Tipp gilt natürlich nicht nur für Scrum Master, sondern für alle anderen Beteiligten in einem Projekt auch:

Es ist sogar extrem wichtig, dass alle Beteiligten wissen und kommunizieren können, was sie benötigen, um gut zu arbeiten. Das herauszufinden und dann auch noch in die richtigen Worte zu fassen, ist allerdings nicht einfach und braucht viel Selbstbeobachtung und Fingerspitzengefühl bei sich und den Anderen.

Aber man kann es üben. Beides. Und man sollte es auch üben. Gemeinsam. Man kommt diesen Dingen nämlich am besten gemeinsam auf die Spur.

Und: Dann fällt es mit der Zeit auch leichter 😉