Ich habe die These und starke Vermutung: dass wir vor allem jene Dinge selbst torpedieren, die uns am wichtigsten sind. Ohne es zu merken. So zu denken kann dabei helfen, Ursachen für Situationen zu finden über die man sich extrem und wiederkehrend ärgert.
Der beste Fehler?
Das war vermutlich zu glauben ich könne “kurz” für ein Projekt 3 Monate lang in den Scrum-Master-Job hineinschnuppern. Jetzt sind es 9 Jahre :) , eine Scrum-Master-Ausbildung und unzählige Projekte geworden.
Nein. Es ist etwas anderes:
Ich habe mir etwas am meisten gewünscht, aber es dann selbst torpediert. Ohne es zu merken.
Als mir das aufgefallen ist, hatte ich einen riesen Schritt gemacht. Diesen Moment der Erkenntnis möchte ich nicht missen. Ich profitiere also heute noch von diesem Fehler bzw. der Erkenntnis daraus.
(Im Folgenden erzähle ich meine eigene Antwort auf die Frage “Was war dein bester Fehler?” …wäre aber sehr gespannt darauf Erfahrungen und Geschichten Anderer zu hören. Wer das liest und eine Geschichte parat hat, kann sich sehr gerne melden :) )
Was war passiert?
Ich wusste aus meiner Zeit als Entwicklerin: Wir brauchen Klarheit und Vorgesetzte, die uns den Rücken stärken, also wusste ich: Als Projekt Managerin oder Scrum Master werde ich darauf achten, dass ich Leuten Vertrauen schenke. Plus: Es herrschten oft Unklarheit und Widersprüche, ich wollte dafür sorgen, dass diese dauerhaft aufgelöst werden.
(Nicht alle meine Vorgesetzten haben auf diese Dinge in der Vergangenheit geachtet, also wollte ich es – jetzt in diesen beiden Rollen – besser machen.)
Mit dem Vertrauen umzugehen, klappte schnell: Ich lernte schnell, wann es honoriert oder wann es enttäuscht wurde. Auf was es zu achten galt, hatte ich schnell verstanden. Zum Beispiel: dass Vertrauen etwas ist, das jemand gibt und zwar aktiv, und dass es mit Respekt, Sicherheit und der eigenen Haltung zu tun hat.
Schwieriger war es bei Klarheit & Rücken stärken:
Ich wusste: Ich will Leuten ermöglichen, dass sie selbstständig arbeiten können, ihnen ‘Hilfe zur Selbsthilfe’ geben.
Soweit das Ziel. Und die Umsetzung?
- Immer wenn Unklarheit herrschte, hab ich dafür gesorgt, dass sie Klarheit bekommen. Bin losgelaufen und habe für Klarheit gesorgt.
- Immer wenn sich jemand nicht getraut hat, etwas zu sagen, dann habe ich es laut ausgesprochen.
- Immer wenn es ein Problem zu fixen gab, war ich oft schneller als die Anderen, es zu fixen.
Ich glaube, das Muster ist erkennbar ohne weitere Beispiele.
Ich dachte: ‘ich mache ihnen doch nur den Weg frei’.
Das was ich am meisten wollte war: dass ich Leute ermutige, ihre Probleme selbst anzupacken, ihnen den Rücken dabei stärke, sich zu nehmen und einzufordern, was sie brauchen, um gut zu arbeiten.
Aber:
Genau das habe ich torpediert. Ich habe damals das Gegenteil von dem, was ich wollte, vermittelt: Ich habe vermittelt, dass ich(!) Dinge anspreche, dass ich(!) Dinge löse.
Statt Andere(!) zu ermutigen, habe ich also das Gegenteil dessen gemacht.
Ich habe die These und starke Vermutung: dass wir vor allem jene Dinge selbst torpedieren, die uns am wichtigsten sind.
So zu denken, kann dabei helfen, Ursachen für Situationen zu finden, über die man sich extrem und wiederkehrend ärgert. Oder wenn man sich nicht erklären kann, warum immer wieder etwas auf ähnliche Weise schief geht.
Weil wenn wir mit Leuten zusammenarbeiten, tun wir viele Dinge unbewusst. Das führt manchmal dazu, dass wir das Gegenteil davon bewirken, was wir ursprünglich im Sinn hatten. Dieser Gefahr sollten wir uns bewusst sein.
Ich habe somit gelernt, dass man immer bei sich selbst anfangen muss.
Das hat einen ganz einfachen Grund: Wer ist immer(!) Teil jeder Situation, auch wenn sich die Details von Mal zu Mal ändern? Genau. Man selbst :)
Man ist also selbst Teil des Problems, aber auch Teil der Lösung. Ich finde das sehr beruhigend.
Jetzt seid ihr dran
Wir sind gespannt darauf, von euren Geschichten und Erfahrungen zu hören! Welcher war der beste Fehler, den ihr je gemacht habt?
Meldet euch gerne bei uns via E-Mail, in unserem IRC-channel, auf twitter @geekspace9, oder direkt bei mir, Cornelia, via LinkedIn.