Als ich mit dd meinen Arbeitsrechner überschrieben habe (und mein Chef mir nicht den Kopf abriss)


Wer kennt das Kommandozeilentool dd? Das Tool ist sehr nützlich. Aber auch sehr gefährlich. Wer nicht weiß warum, der sollte jetzt genau aufpassen. dd hilft dabei, auf Bit-Ebene Festplatten und andere Datenträger zu kopieren. Wenn man dabei keine Fehler macht, kann das sehr nützlich sein. Was passiert aber, wenn man nicht weiß, was man tut? Das zeigt die folgende Geschichte.

Ein katastrophaler Fehler im Layer 8

Im Rahmen einer Ubuntu-Neuinstallation war ich dabei, mit dd einen Live-USB-Stick zu erstellen. Dabei lädt man ein Image runter und muss das in einer gewissen Form auf einen USB-Stick kopieren. Dazu kann man dd verwenden. DD braucht als Parameter die Pfade von eingehängten Partitionen bzw. gemounteten Sticks. Dabei habe ich wohl etwas falsch angegeben. Statt das Image auf den Stick zu kopieren hat der Kopiervorgang angefangen die Main-Partition meiner Festplatte im Arbeitslaptop zu überschreiben. Gemerkt habe ich das dadurch, dass nach kurzer Zeit der Bildschirm anfing zu flackern. Ich hab zur Sicherheit den Rechner ausgeschaltet und mir Hilfe geholt. Im Beisein meines Kollegen konnte der Rechner dann auch schon gar nicht mehr booten. Es ließ sich auch nichts mehr retten. Gott sei Dank hatte ich ein Backup. Trotzdem. Das darf nicht passieren. Vor allem nicht einem Entwickler. Und das auf einem Arbeitsgerät.

Angewandte Fehlerkultur

Als die Situation klar war, bin ich zu meinem Chef gegangen, um den Vorfall zu beichten. Ich wusste, daran führt kein Weg vorbei. Ich dachte, da kassiere ich bestimmt eine dicke Standpauke. Aber nein! Mein Chef hat sehr ruhig reagiert und gesagt, dass das mal passieren kann. Allerdings auch nur einmal! Dann hab ich meinen Rechner neu aufgesetzt. Und dd werde ich nie wieder falsch bedienen.

Es bringt nichts Angestellten den Kopf abzureißen

Was macht man als Chef mit einem Angestellten, der so einen Fehler macht? Soll man ihm den Kopf abreißen? Natürlich nicht, das ist totaler Quatsch. Was bringt es, wenn man einen Angestellten zur Sau macht? Es bringt maximal das Folgende:

  1. Der Angestellte ist danach tendenziell eingeschüchtert und hat ein schlechtes Gefühl.
  2. Eingeschüchterte Angestellte mit einem schlechten Gefühl leisten keine gute Arbeit.
  3. Die Motivation des Angestellten wird negativ beeinflusst.

Was bringt es nicht:

  1. Ein Anschiss wird nicht dazu führen, dass ein Angestellter keine Fehler mehr macht. Stattdessen riskiert man, dass er versuchen wird, Fehler in der Zukunkft zu verheimlichen. Was jegliche Möglichkeit auf Transparenz und kontinuierliche Verbesserung verhindert und somit die Grundsäulen des agilen Handelns unterwandert.

Die Freiheit Fehler begehen zu können

Bereits nach dieser kurzen Gegenüberstellung von Pros und Kontras zeigt sich:

Kein Arbeitgeber kann Interesse daran haben, seinen Angestellten runterzuputzen. Es sei denn, er denkt, dass die Arbeit von unglüchlichen und eingeschüchterten Menschen zu guten Ergebnissen führt. Wer jedoch freiheitsliebende und eigenverantwortlich denkende Angestellte beschäftigt, der sollte von dem üblichen Fehler-Bestrafungsverhalten absehen. Ein klärendes Gespräch mit anschließender Fehleranalyse und begeleitenden Maßnahmen zur künftigen Fehlervermeidung ist aus unserer Sicht die deutlich bessere Option.

Auf zu neuen Fehlern

Wer nicht die Möglichkeit hat, Fehler zu machen, wird nie etwas ausprobieren und etwas dabei lernen können. Und nur, wer neue Dinge ausprobiert, kann sich weiterentwickeln und kann aus Geschäftssicht am Markt flexibel reagieren und sich mit innovativen Ideen gegen die Konkurrenz durchsetzen.

Lasst uns weiter Fehler machen dürfen!